Sonntag, 7. Februar 2016

Bilder des inneren Kriegs oder der goldene Schnitt

Goldener Schnitt, C.F.
Wer mich kennt und in den letzten ca. 18 Monate beim Theater meines Lebens teilgenommen hat, weiß dass ich mich begeistert und bekümmert mit dem goldenen Schnitt beschäftigt habe. Genauer gesagt, der Gedanke dessen drehte sich öfters in meinen Verstand: da Vinci Bilder, geometrische Beweise, bis hin zu Broccoli oder DNA-Doppelhelixe. Dieses Chaos wollte ich auf einer Leinwand übertragen, für mich, außerhalb mir selber, anschaulich machen.
Wofür (was für einen komischen Plan, du bist doch keine Künstlerin, es ist verschwendete Zeit, bleib bloß bodenständig!)?
Dafür, dass meine verschlüsselte Idee von ewigen Schönheit und Poesie eine konkrete Gestalt nimmt. Das Vorhaben hat sich als schwieriger wie gedacht ergeben. Je bunter, strahlender, komplizierter meine innere Bilder waren, desto mehr haben sich meine manuellen Fähigkeiten gewehrt zu kooperieren.
Wie sehr häufig in meinem Leben, es galt das Ergebnis nicht zu akzeptieren. Wenn ein Bild sein musste, es musste dann ein perfektes Bild sein, ganz und gar mit der ursprünglichen Idee übereinstimmend, keine Kompromisse. Entweder so oder nichts. Eben, nichts.
Kennt ihr jenes Gefühl, wenn ihr der Welt etwas, an euren Augen wichtiges, zu sagen, zu zeigen hättet, jedoch irgendwas euch daran hindert, euch überhaupt in dieser Richtung zu bewegen?
Vielleicht kennt ihr das, wenn man einen großen Wunsch hat, traut sich aber nicht zu, der notwendige Schritt voranzugehen, weil es sicherlich nicht enden wird, wie man geträumt hat. Man muss ein gewisses Risiko angehen, sich zeigen, sei nur sich selber um wahrscheinlich von sich selber enttäuscht zu werden. Wer will denn bitte von sich selber enttäuscht werden??
Jedenfalls, wie in meiner konsolidiertesten Tradition, habe es sein lassen.
Die Zahl drehte sich jedoch weiter in meinen Gedanken, jetzt leise, im Hintergrund...leise Doppelhelixe...leise Kreise...verblasste Mona Lisa, Blumen,
noch mehr Blumen,
Blumen die gedeihen,
erblühen...
ERBLÜHEN!
Plötzlich war es wieder völlig da, mit dieser schönen Metapher der Entwicklung. Dann war klar, was ich von meinem Bild verlangte: nicht eine perfekte Abbildung einer Idee, sondern die materielle Repräsentation eines Ziels, des Werdens in der gewünschten Richtung. Ich merke, die Wörter verwickeln sich schon, wenn ich versuche, das Konzept sprachlich zu beschreiben. Was bringt diese Anstrengung, wenn alles so einfach mit einem Bild vollständig dargestellt werden kann? Es geht nicht darum, zu verstehen, es geht mehr darum, sich von dem Gegenstand ansprechen zu lassen. Ich wünsche mir, es sieht angenehm aus, es fühlt sich im Gleichgewicht an, es gibt den Eindruck dass eine Linie, von A nach B, alles, räumlich und zeitlich, enthalten kann. Jeder kann sie mit seiner einzigartigen Komplexität füllen. So viel, über meine Absicht, den goldenen Schnitt zu malen.



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